Erfahrungsaustausch:

Stillberatung bei Säuglingen mit einem angeborenen Herzfehler

In die Betreuung herzkranker Säuglinge sind viele Personen eingebunden. Für Fachkräfte, die Mütter von Säuglingen mit einem angeborenen Herzfehler beim Stillen unterstützen, habe ich diesen Erfahrungsaustausch geplant. Du bist Ärztin, Pflegekraft, Hebamme oder Stillberaterin und arbeitest häufig mit herzkranken Säuglingen? Du möchtest Deine Erfahrungen teilen und von Erfahrungen anderer Fachkräfte profitieren?
Dann freue ich mich, Dich am Donnerstag, 22. August 2024 - 19:00 per zoom zum Erfahrungsaustausch zu treffen. Das Angebot ist kostenfrei. Der Austausch findet einmal im Quartal statt.


Für Fachkreise:  online Seminar "Stillen von herzkranken Kindern" 

am 25.09.2024 und 06.11.2024 10:00-13:00 Uhr mit Astrid Heddinga, IBCLC -  Ausbildungszentrum Laktation und Stillen

Fortbildungsthemen:

Herzkranke Kinder in der Stillberatung

Informationen, Tipps und Kniffe für die Begleitung von Stillenden mit einem (herz-) kranken Säugling. 

Muttermilch gewinnen

Kolostrum und Muttermilch für ein krankes Baby abpumpen oder von Hand gewinnen sowie aufbewahren - im Krankenhaus und zu Hause. 

Zufüttern und Stillhilfsmittel  - was, wann, womit? 

Muttermilch, Supplemente und Spezialnahrungen können auf verschiedene Weise verabreicht werden. Besonders stillfreundlich ist das Zufüttern an der Brust - aber auch der Einsatz von Becher, Löffel und Flasche ist in bestimmten Situationen sinnvoll.

Entrahmte Muttermilch bei Chylothorax 

Herstellung und Nutzung von fettfreier und fettarmer Muttermilch für Säuglinge mit Chlyothorax und Fettstoffwechselstörungen.

Erfahrungsaustausch  

Für Fachkräfte, die mit Stillenden Müttern von herzkranken Säuglingen arbeiten: 
Berichte von Deinen Erfahrungen, profitiere vom Wissen Deiner Kolleginnen und Kollegen und vernetze Dich mit Gleichgesinnten!

Fortbildung für medizinische Fachkräfte

Aktuell plane ich eine Fortbildung speziell für Ärzte/Ärztinnen und medizinisches Fachpersonal. Mitten in der Klinikroutine oder im hektischen Praxisalltag ist es nicht einfach, gutes Stillmanagemet zu fördern. Doch schon kleine Änderungen können hier einen großen Unterschied machen! Du arbeitest als Arzt/Ärztin oder Pflegekraft mit herzkranken Kindern und hast Interesse an einer auf Deinen Bedarf zugeschnittenen online-Fortbildung?

Lass Dich vormerken - Du wirst benachrichtigt, sobald Anmeldung möglich ist!

Literatur

lesenswerte Fachpublikationen zum Thema, kurz zusammengefasst:

The Impact of Human Milk on Outcomes for Infants with Congenital Heart Disease: A Systematic Review.  

Elgersma et al, 2022

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Es ist belegt, dass eine ausschließliche Muttermilchernährung das Risiko einer Nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) bei Säuglingen mit angeborenen Herzfehlern reduziert. Studien deuten darauf hin, dass Muttermilchernährung mit verbessertem Wachstum, kürzerer stationärer Aufenthaltsdauer und verbesserten postoperativen Nahrungsaufnahme verbunden sein könnte, was mit bekannten Vorteilen der Muttermilchernährung in anderen Gruppen von Risikokindern übereinstimmt. Bei Chylothorax waren die Ergebnisse bei Einsatz entrahmter Muttermilch und Spezialnahrung vergleichbar.

Postoperative Chylothorax in Neonates and Infants after Congenital Heart Disease Surgery-Current Aspects in Diagnosis and Treatment.  

Samanidis et al, 2022

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Die Autoren schlagen anhand der Literatur eine Klassifizierung des Chylothorax gemessen an der Ausprägung der Ergüsse vor. Da es keine Evidenz für Überlegenheit der totalen parenteralen Ernährung (TPE) gegenüber enteraler Ernährung mit niedrigem Gehalt an langkettigen Fettsäuren (LCT) gibt, soll zunächst auf TPE verzichtet werden. Erst bei anhaltend hohem Chylefluss soll TPE zum Einsatz kommen. Entrahmte, supplementierte Muttermilch soll bevorzugt eingesetzt werden, da den fettreduzierten Spezialnahrungen die günstigen Eigenschaften der Muttermilch fehlen, wie zum Beispiel die gut beschriebenen Schutzeffekte gegenüber Leukämie und Stoffwechselerkrankungen, sowie die positiven Auswirkungen auf das Immunsystem, die Darmfunktion und die Gehirnentwicklung. Geeignete Methoden zur Modifizierung der Muttermilch beinhalten Einsatz von Zentrifugieren, tragbaren Rahm-Separatoren und das Abwarten spontaner Separation unter Kühlung. Es ist unklar, welcher Fettgehalt in entrahmter Muttermilch akzeptabel ist - viele Autoren nutzen entrahmte Muttermilch mit < 1% Fett.  Es gibt Hinweise darauf, dass die Dauer der fettreduzierten Diät ohne Nebenwirkungen von 6 auf 4 Wochen reduziert werden kann. Außerdem können Octreotide oder Somatostatin in hartnäckigen Fällen unterstützend eingesetzt werden. Interventionelle oder chirurgische Behandlung bleibt eine Option für Patienten, die auf konservative Behandlung nicht ansprechen. Die Autoren gehen hier auf verschiedene Optionen ein, von Duktus-Ligation bis hin zu Reoperation. Schließlich wird auch Pleurodese sowie seltene Verfahren angesprochen.

 

Use of skimmed breast milk for an infant with a long-chain fatty acid oxidation disorder: A novel therapeutic intervention.  

Kritzer et al, 2020

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Hier wurde erfolgreicher Einsatz von mit Separator entrahmter Muttermilch bei einem Kind mit Carnitin-Acylcarnitin-Translokase (CACT)-Mangel beschrieben. Bei CACT-Mangel ist der oxidative Abbau von langkettigen Fettsäuren stark gestört, so dass eine Diättherapie mit reduzierten Mengen an langkettigen Fetten erforderlich ist. 

Folgende Prozedur wurde genutzt:

  • Elektrischer Separator mit 120V Motor und Kapazität von 100 L pro Stunde
  • Abpumpen: 15 min bis zu 8x am Tag
  • Aufbewahren: im Kühlschrank bis zu 5 Tagen
  • Separieren: dauer im Separator je 30-40 min, Wiederholung spätestens alle 5 Tage, die gesammelten Portionen werden nacheinander in den Separator gegeben
  • Entrahmte Milch wird wieder portioniert (gewünschtes Volumen pro Tag, auf mehrere Flaschen für die einzelnen Mahlzeiten aufgeteilt) und für weitere Nutzung eingefroren
  • Ein Teil kann auch gekühlt zum baldigen Verbrauch aufbewahrt werden, insgesamt nicht länger als 5 Tage vom Zeitpunkt des Abpumpens an. 

 

Der verbleibende Fettgehalt betrug umgerechnet 0,24%. 

Bei dem Vorgang gehen 20-25% der Milch mit dem Rahm verloren, die Milchmenge muss also größer sein, als der Bedarf des Kindes.

Macronutrient Analysis of Modified-Fat Breast Milk Produced by 3 Methods of Fat Removal.  

Barabas et al, 2020

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Muttermilchproben von 30 Spenderinnen wurden mit drei verschiedenen Methoden entrahmt: Laborzentrifuge, portabler Milch-Separator und spontane Separation unter Kühlung. Die Proben enthielten Muttermilch, welche binnen 48h morgens, mittags, nachmittags, abends und in der Nacht gewonnen wurde. Muttermilch jeder Spenderin wurde zu Beginn aufgetaut, gepoolt und in vier Proben aufgeteilt, die dann mit jeweiligen Methoden behandelt wurden.

Zentrifugiert wurde bei für 15 min. bei 3000 rpm und 2°C in einer Kühlzentrifuge (Universal 380R; Hettich & Co, Tuttlingen, Germany). Entrahmte Milch wurde über einen Entnahme-Adapter-Deckel mit einer Spritze entnommen. 
Eine weitere Portion wurde jeweils in einem portablen elektrischen Milch-Separator verarbeitet (Novo Separator). Der Separator verfügt über eine große Kunststoffschüssel oben, einen Auslauf für Magermilch und einen für Sahne und einen Motor mit einstellbarer Geschwindigkeit. Die gesammelte Milch wird in die Auffangschale gegossen, die Zentrifugalkraft (etwa 10.500 Umdrehungen pro Minute) bewirkt eine Auftrennung, so dass die entrahmte Milch über den Magermilchstutzen rausfliesst.
Für spontane Separation wurden die Proben in große Spritzen aufgezogen, verschlossen und im Kühlschrank bei 4°C mit der Spitze nach unten gelagert. Nach 24 Stunden wurde die Magermilch entnommen, indem der Spritzenkolben nach unten gedrückt wurde und vor der Rahmschicht gestoppt wurde. Die erhaltene Magermilch wurde für weitere 48 h in einer zweiten sauberen Spritze aufgetrennt.

Der durchschnittliche Fettgehalt der unbehandelten Proben betrug 34,1 g/L. Zentrifugierte und mit einem Separator entrahmte Proben lagen bei 2,5 vs. 2,6 g /L, während die im Kühlschrank separierten Proben 14,1 g/L ergaben. Der Proteingehalt war unverändert.
Die Autoren sehen ein Potenzial für die Verwendung von Milch-Separatoren in Krankenhäusern und zu Hause. Im Gegensatz zu einer Laborzentrifuge sind Mich-Separatoren benutzerfreundlicher, wesentlich preiswerter und leicht, was den Transport, Versand, die Reinigung in der Spülmaschine und die Wiederverwendung erlaubt.

Anmerkung meinerseits: in meinen Untersuchungen hat die spontane Separation unter Kühlung in allen Fällen unter 1% Rest-Fett ergeben, durchschnittlich 0,47%. Allerdings wurden dafür die Proben 3 Tage lang ungestört im Kühlschrank aufbewahrt, um die Gradientenbildung nicht zu beeinträchtigen. Möglicherweise resultiert der unerwartet hohe Restfettgehalt spontan separierter Milch in dieser Studie aus der Tatsache, dass die Magermilch bereits nach einem Tag abgenommen (=durchmischt) und anschließend erneut für zwei Tage zur Separation inkubiert wurde. Wahrscheinlich sind drei aufeinanderfolgende Tage ungestörter Separation besser zur Auftrennung geeignet. Insgesamt sehr interessante erstmalige Beschreibung eines erfolgreichen Entrahmungsprozesses mit einem Separator - in der Klinik und zu Hause sicher einfacher einsetzbar als eine Laborzentrifuge.